Impulse
Die Schwitzhütte
Eine tiefe Verbindung mit der Erde und Dir Selbst
Ein Gefühl von nach Hause kommen. Rückzug und Erdung, besonders in Zeiten, wo der Sturm im Außen stark zu sein scheint. Hier komme ich in die Mitte und erinnere mich an das Wesentliche. Dasein. Atmen. Fühlen, was ist. Mit den Elementen sein und sich der Innenwelt widmen – um wieder ein Stückchen mehr erkennen zu können, was sich bewegt in mir. Die Schwitzhütte gibt mir eine Richtung vor, ausgehend von dem, von wo aus ich starte – mit meinen Themen, die ich mitbringe, meinem Körpergefühl, meinen Fragen und all dem, was das Leben so mitbringt. Hier kann ich mich zentrieren und fühlen, wo es weitergeht. Ich erfahre wo ich eventuell stecken geblieben bin, wo ich stehe und was der nächste Schritt sein könnte.
Die Schwitzhütte verkörpert den Bauch von Mutter Erde. Sie erzählt die Schöpfungsgeschichte und spiegelt diese aus verschiedenen Traditionen von indigenen Völkern wider. Diese werden je nach Stammeszugehörigkeit in unterschiedlichen Geschichten weitergegeben. Alle Schwitzhütten verkörpern dabei das Weibliche, aus dem heraus etwas Neues geboren werden kann. Die Schwitzhütte selbst wird auch als Gebärmutter bezeichnet. Nicht verwunderlich, dass es vielen Menschen tatsächlich wie ein Geburtsprozess erscheint, wenn sie nach der Reinigungszeremonie in der Schwitzhütte, aus dem Bauch herauskommen.
Was wäre jedoch das Weibliche ohne das männliche Gegenüber!? Es gäbe ohne die Befruchtung durch das Männliche, nichts, was neu geboren werden kann. Es gibt Sonne und Mond. Ebbe und Flut. Licht und Schatten. Erde und Kosmos. Es gibt viele Gegensätze im Leben, die unterschiedliche Qualitäten haben und uns bewusst machen, dass wir in der Dualität hier auf der Erde leben. Es gibt nicht das Eine ohne das Andere. Die Feuerstelle, in der die Großväter, die alten, weisen Steine erhitzt werden, symbolisiert die männliche Kraft. Die erhitzten, glühend roten Steine werden vom Feuerhüter in die Mitte der Schwitzhütte gebracht. Nun sind beide Qualitäten verankert und vereint. Ein schönes Symbol und ein wundervolles Bild, um sich mit dem Schöpfungsprinzip auszusöhnen und uns selbst als Schöpfer unseres Lebens zu begreifen.
Voll von Möglichkeiten und neuer Inspiration, mich selbst zu erweitern und zu erfahren, hinterlässt die Schwitzhütte bei mir Spuren. Liebevolle Spuren, die ich seit Jahren nicht mehr missen möchte. Es ist, als wenn ich Schicht für Schicht in die Tiefe gelange, geläutert werde, geheilt, aufgebaut, mit Gefühlen konfrontiert und den Prägungen meiner Lebensgeschichte. Es ist schon fast eine Art Liebesgeschichte, dem Weg der Schwitzhütte immer und immer wieder zu folgen. Denn es hat mit Hingabe zu tun, sich in der Dunkelheit, nackt -so wie wir geboren wurden und gemeint sind – auf die Muttererde hinzusetzen, von Herzen zu Beten und zu singen und sich dem zu widmen, was sich zeigen möchte. Es ist ein sich immer wieder Einlassen, Annehmen und Vertrauen in das, was ist. Klingt schön, ist aber nicht immer einfach.
Der Kreislauf des Lebens hat viele Facetten. Nicht alle sind uns zu jeder Zeit immer sofort willkommen. Besonders wenn es um Abschieds- und Trauerprozesse eines geliebten Menschen geht, Ungelebtes und tiefe Sehnsüchte. Es fällt dann mitunter schwer, eine Sinnhaftigkeit dahinter zu erkennen und in das Annehmen dessen zu gehen, so wie es nun mal ist.
Die Schwitzhütte ist eine starke Zeremonie, die uns in unseren Prozessen begleiten kann. Sie kann uns tief mit der Erde und uns selbst verbinden und uns unser Urvertrauen in die Schöpfung zurückbringen. Mich berührt, wie die Menschen mit all ihren vermeintlichen, menschlichen Fehlbarkeiten, ihrer Verletzlichkeit, aber auch mit all ihrer Leidenschaft, ihrer Freude und Neugier in Kreisen zusammenkommen und sich der Dunkelheit der Schwitzhütte anvertrauen und öffnen.
Vielleicht kommt gerade durch die Dunkelheit, wenn wir nichts sehen, sondern spüren und fühlen, unsere Intuition und unser inneres Wissen zu uns und erinnert uns daran, wer wir sind und wo unser Weg lang führt. In diesem Sinne bin ich dankbar für diesen Weg und bete dafür, dass noch viele Schwitzhütten gebaut werden und es Menschen gibt, die sich voller Hingabe und Freude zur Aufgabe machen, regelmäßige Feuer für diese Zeremonie zu entfachen.
Mitakuye Oyasin,
Nadine